SPD besucht den Vollmaringer Busunternehmer Marcus Weiss

Veröffentlicht am 21.01.2023 in Ortsverein

Bild Alexandra Feinler

In einigem, wie dem On-Demand-Bus und mehr Übersichtlichkeit im ÖPNV, waren sich SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cadematori und Marcus Weiss, von Weiss & Nesch, einig. Beim SPD-Besuch des Vollmaringer Busunternehmen am Mittwoch gab es jedoch auch unterschiedliche Ansichten.

Dass Weiss & Nesch nicht nur in der Region, sondern weit darüber hinaus bekannt ist, musste Geschäftsführer und Miteigentümer Marcus Weiss den SPD-Gästen nicht lange erklären. Die meisten waren schon öfters in einem der Busse mitgefahren oder kannten sogar die Unternehmensgeschichte seit 1928. Marcus Weiss führte die Bundestagsabgeordnete Isabel Cadematori und den SPD-Ortsverein rund um die Vorsitzende Marina Ederle durch das Unternehmen und ins Reisebüro. Nach der Corona-Pandemie werden die Rad-Reise-Angebote wieder gut wahrgenommen, doch bei den allgemeinen Busreisen seien die Reisenden noch etwas zurückhaltend. Marcus Weiss, zuständig für ÖPNV im Busunternehmen Weiss & Nesch, führte jedoch an, dass die Dieselkosten sehr stark gestiegen seien. Dazu würde noch die Erhöhung der Versicherung kommen, obwohl keine Mehrschäden gemeldet wurden. „Die Kosten explodieren“, beschrieb der Unternehmer, dessen Opa Weiss & Nesch mitgegründet hatte. „Wir müssen aufpassen, dass wir noch mitkommen“, zeigte der Vollmaringer auf seine 60 Busse. Wer im ÖPNV den Zuschlag für eine Linie erhalten wolle, müsse der Mutigste sein, denn die Preiskalkulation ist bei steigenden Kosten und Personalmangel sehr schwierig. Die Brutto-Netto-Problematik verschärfe sich immer mehr. „Von 200 Euro brutto bleiben einem Busfahrer noch ca. 60 Euro netto übrig“, beschrieb Marcus Weiss. „Da haben wir aber einiges für 2023 verschoben. So bleibt hoffentlich mehr Geld in der Tasche“, verwies Isabel Cadematori auf die Erhöhung der Freibeträge und die Stärkung der mittleren Schicht. Marcus Weiss wünschte sich dennoch eine stärkere Unterstützung der kleineren Unternehmen im ländlichen Bereich. Bereits Oliver Landefeld von der Fahrschule Landefeld hatte aufgezeigt, wie herausfordernd der Busführerschein für so manchen sei, besonders für Menschen mit Migrationshintergrund oder Ausländer. Die IHK-Prüfung müsste vereinfacht werden, forderte er daher. Diese Problematik war für Isabel Cadematori als Mitglied des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages keine neue. Sie komme zwar aus Mannheim, doch auch die Taktung im ländlichen Bereich und damit der Umstieg vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel, sei ihr bekannt. Marcus Weiss führte auf, dass etwa 17 Busse zwischen fünf Uhr und 22 Uhr von Vollmaringen nach Nagold fahren. „Wer mal kurz nach Nagold will, beispielsweise zum Einkaufen, der muss warten“, fügte Ortsvorsteher Daniel Steinrode hinzu. Auch die fehlende direkte Verbindung, ohne Umsteigen und langes Warten, zum nur rund zwei Kilometer entfernten Industriegebiet „Wolfsberg“ oder nach Mötzingen war ein Thema. „Da bist du zu Fuß schneller“, ergänzte Max Strinz. Mehr Busse, die fast leer durch die Gegend fahren, seien jedoch nicht die Lösung, machte Isabel Cadematori auf die On-Demand-Busse zum Bestellen aufmerksam. Marcus Weiss verwies auf das ÖPNV-Taxi-Angebot von Freudenstadt und Horb. Ihm sei es jedoch wichtig, den ÖPNV nicht zu „verramschen“.  Pfarrer Daniel Geese verwies auf die Schweiz, wo Bürger rund 5000 Franken pro Jahr für ihr Ticket für Bus und Bahn bezahlen: „Das ist da schon Tradition.“ Im ländlichen Raum würde so ein Ticket wohl nicht angenommen, denn der zeitliche Faktor sei heute ein wichtiger. Und im ländlichen Raum bräuchte man weiterhin ein Auto, um beispielsweise zum nächsten Bahnhof zu gelangen oder die Zwischenzeiten zu überbrücken. Daher wunderte es die SPD-Mitglieder auch nicht, als Marcus Weiss von der geringen Nachfrage des Neun-Euro-Tickets im täglichen Busverkehr sprach. Hauptsächlich im Schienenersatzverkehr und damit beim Reisen habe er einen deutlichen Zuwachs gespürt. Nur zehn Daimler-Mitarbeiter hatten sich das Neun-Euro-Ticket geholt. Die Zahl der Mitfahrenden zum Daimler nach Sindelfingen nehme stetig ab, was er auf die Gleitzeit und Flexibilität schob. Während in den 1980er-Jahren täglich 450 Personen in Richtung Daimler befördert wurden, fahren heute einige mit dem eigenen Auto oder wechseln sich in Fahrgemeinschaften ab. Da würde auch das 49-Euro-Ticket keine Veränderung bringen, wobei dieses wegen des Preises wohl eher von Pendlern als von regionalen Freizeit-Reisenden genutzt werden würde. Alle waren sich jedoch einig, dass ein einheitliches Ticket eine Erleichterung im Ticket-Dschungel wäre. „Baden-Württemberg ist da sowieso eine besondere Herausforderung“, erklärte Isabel Cadematori, dass es viel zu viele unterschiedliche Tickets gebe. Da Vollmaringen an der Landkreisgrenze zu Tübingen, Böblingen und Freudenstadt liege, überschneiden sich die Verkehrsverbünde. Wer beispielsweise in Richtung Landeshauptstadt fahren möchte, fährt von Vollmaringen nach Bondorf, um das vergünstigte VVS-Ticket zu nutzen. Wer in Richtung Bodensee wolle, fahre auf den Eutinger Bahnhof. Dafür werde weiterhin ein Auto gebraucht. Einige Anregungen nahm die SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cadematori, die unter dem Titel „Wie schaffen wir die Verkehrswende insbesondere im ländlichen Raum?“ am Abend im Gasthaus Schiff in Nagold den Fragen stellte. 

Text und Bild: Alexandra Feinler
 

 

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