SPD diskutiert über die Zukunft der Innenstädte

Veröffentlicht am 10.03.2021 in MdB und MdL

„Nach der Pandemie wird nichts mehr so sein, wie vorher. Auf diese Situation müssen wir uns jetzt vorbereiten“ betonte Dr. Boris Weirauch MdL in seinem einführenden Statement bei der Veranstaltungsreihe „Let`s talk about....“ der Nagolder und Wildberger Sozialdemokraten. An diesem Abend standen der Einzelhandel und die Entwicklung der Innenstädte im Fokus. Hierzu eingeladen hatten die SPD Ortsvereine Nagold und Wildberg fachkundige Gäste: Dr. Boris Weirauch, wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, sowie die Gewerbevereinsvorsitzenden Nagolds und Wildbergs: Ralf Benz und Torsten Seibold.

Boris Weirauch ist ein langjähriger Kenner Nagolds und fügte hinzu: „Nagolds Innenstadt ist eine Perle und diese hohe Qualität muss beibehalten werden.“ In seinem Statement ging Weirauch zunächst auf essentielle Punkte ein: Die aktuellen Staatshilfen müssen unbedingt eintreffen, um Händler vor Liquiditätsproblemen zu schützen. Doch auch mehr finanzielles Engagement der Landesregierung müsse nun in Vorbereitung auf die Zukunft vor Ort ankommen und Geschäftsaufgaben und damit drohende Leerstände zu minimieren, so Weirauch. Inhabergeführte Läden müssten hier mehr Unterstützung beispielsweise im Umgang mit digitalem Handel und dessen Ausbau erfahren. „Durch die Pandemie sind auch die Kunden digitaler geworden – dies müssen wir jetzt nutzen und diese Entwicklung aufgreifen“ unterstrich Weirauch. Digitale Zusatzangebote sollen kein Ersatz darstellen, können aber den stationären Handel stabilisieren und Kunden weiter binden. Auch die Etablierung autarker Liefersysteme des lokalen Handels und die Unterstützung durch das Land sei sehr wichtig und funktioniere in seiner Heimatstadt Mannheim z.B. mit Lastenfahrrädern bereits erfolgreich. Dabei sollten Lösungen im Vordergrund stehen, die auf die einzelnen Gemeinden, deren Topographie und anderer Bedarfe zugeschnitten sind. Auch die Städte und Kommunen selbst sollten zukünftig mehr  gefördert werden, damit auch ihnen der Sprung in die Zukunft gelingt, und Innenstädte lebenswert bleiben können.

SPD-Landtagskandidat Philipp Göhner betonte, die Wichtigkeit der Innenstädte für die Gesellschaft, für die Bürgerinnen und Bürger werde nun in der Krise klar deutlich. Die Kommunen müssten vom Land in ihren Entwicklungen unterstützt werden. Die frühere Städteplanung sei vorrangig am Auto angelegt, doch aktuell finde ein Umdenken statt.

Ralf Benz, Gewerbevereinsvorsitzender in Nagold, unterstrich die Bedeutung der Aufenthaltsqualität in den Innenstädten. „Die Innenstadt muss sich neu aufstellen, wir entwickeln Nagold weg vom Einkaufshaus hin zum Wohnzimmer mit noch höherem Wohlfühlcharakter“ sagte Benz. „Viele Einzelhändler vor Ort bieten seit dem ersten Lockdown auch ein digitales Angebot an. Wir möchten Kunden online begeistern, um dann offline ins Gespräch kommen zu können.“ Dabei sei jedoch zukünftig eine noch bessere Erreichbarkeit wichtig: „Der ÖPNV muss ebenso wie Fahrradwege dringend weiter ausgebaut werden.“

Eine ganz andere Situation stellte Torsten Seibold vom Gewerbeverein Wildberg vor. Aufgrund eines Mangels an stationärem Handel, sei Wildberg ohnehin anders aufgestellt als Nagold, das mit dem Innenstadtumbau vor vielen Jahren alles richtig gemacht habe. In Wildberg habe aber auch ein starkes digitales Umdenken stattgefunden: egal ob im Friseurgeschäft oder in der Gastronomie – die mittlerweile etablierten Geschäftszweige seien in Zukunft nicht mehr wegzudenken. Doch auch Seibold betonte die Bedeutung des ÖPNV und legte Wert darauf, dass dieser noch deutlich ausbaufähig sei. „Hier müssen die Kommunen deutlich mehr machen und Konzepte entwickeln.“ Seibold hatte auch die hohen Kosten im Blick, die die Nutzung des ÖPNVs für eine mehrköpfige Familie mit sich bringe, die dann lieber aufs Auto umsteige – ganz und gar nicht im Sinne der angestrebten Klimapolitik.

Alle Gäste haben die Wichtigkeit des öffentlichen Personennahverkehrs angesprochen – hier muss nun endlich eine Verbesserung erfolgen, und zwar unabhängig von angeblichen Kompensationszahlungen.“ betonte SPD-Gemeinderat Daniel Steinrode und legte das Augenmerk auf das Lebensgefühl Wohnzimmer-Innenstadt. Hier müsse im Sinne Nagolds hinein investiert werden. Nagold habe Ende der 90ziger und Anfang 2000er Jahre viel erreicht. Mit dem kompletten Innenstadtumbau, der Verkehrsberuhigung und dem Konzept der grünen Urbanität gipfelnd in der Landesgartenschau habe Nagold einen Vorsprung erarbeitet, der nicht verspielt werden dürfe und weiter ausgebaut werden müsse, so Daniel Steinrode.
Klaus Drissner, Einzelhändler aus Nagold, wies auf die enorme Marktmacht weniger großer digitaler Anbieter und Plattformen wie Amazon und die ungleichen Wettbewerbsvoraussetzungen hin. „Nachhaltigkeit und Regionalität sind wichtige Themen von Gegenwart und Zukunft und ich kann mir sehr gut einen gemeinsamen Auftritt der Region und das Fördern der Stärken beider Städte – Nagolds wie Wildbergs – mit der Entwicklung eines gemeinsamen Konzepts vorstellen“ fügte Klaus Drissner hinzu. Joachim Bässler vom Babyland Nagold verfolgt das Onlinekonzept schon seit längerem und sieht sein Unternehmen hier gut aufgestellt. Der Onlinehandel setze die Preisspirale jedoch nach unten, dessen müsse man sich bewusst sein. Seine Kritik fokussierte auf einem weiteren, problematischen Aspekt: er prangerte die vielen Retouren sowie die Probleme an, die damit einhergehen, wie etwa erhöhtes Verkehrsaufkommen. Hier müssen wir der Umwelt zuliebe dringend Anpassungen vornehmen“ so Bässler.
Wolfgang Herrling vom NABU Vollmaringen brachte einen weiteren Aspekt ins Gespräch: „Ich vermisse ein Klimakonzept in Nagold, das dazu beitragen kann, die Aufenthaltsqualität zu steigern. Hier denkbar sind viele Dinge wie etwa klimawirksame Fassadenbegrünungen und Begrünung von Innenstadtbereichen, oder generell neue Ideen wie etwa eine Solarstadt Nagold.“  
Die SPD-Kreisvorsitzende Daniela Steinrode regte an, eine App oder digitale Plattform einzurichten, über die lokale und regionale Händler Kräfte und Ressourcen bündeln und gemeinsam agieren könnten. Diesen Gedanken griff Referent Boris Weirauch auf: „Auf diesem Weg können regionale Verbünde geschaffen und digital abgebildet. Eine Unterstützung durch die Landesregierung ist sehr hilfreich, und das Angebot einer Plattform kann hier einen wichtigen Gegenpol zu den großen digitalen Anbietern darstellen.“ Philipp Göhner unterstützte das Konzept mit dem Vorschlag, eine Baden-Württemberg-App zu entwickeln, in der dann der Kunde regional oder landesweit aber doch mit persönlichem Bezug finden könne.

 

 

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