Tierwohl geht uns alle an.

Veröffentlicht am 19.02.2021 in MdB und MdL

Gärtringen, Tauberbischofsheim, Biberach – drei Schlachthofstandorte in Baden-Württemberg, die seit 2018 für aufsehenerregende Skandale im Bereich Tierwohl sorgten. Bedauerliche Einzelfälle – wie es seitens des zuständigen Ministeriums heißt – oder systematische Tierquälerei und generelle Fehler im System der Schlachtstrukturen? Auch leidvolle Tiertransporte, Preisdumping durch Großkonzerne aber auch der Blick auf die Landwirte vor Ort und deren schwierige Situation beschäftigen die Gesellschaft zunehmend. Aus diesem Grund veranstaltete die SPD Nagold gemeinsam mit der SPD Wildberg eine digitale Veranstaltung zum Thema Tierwohl. 
 

Der Nagolder SPD-Ortsvereinsvorsitzende Andreas Röhm begrüßte die Gäste sowie die beiden Referenten der Veranstaltung: mit dem Landtagsabgeordneten Jonas Weber konnte der tierschutzpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion gewonnen werden. Dr. Hendrik Bednarz berichtete als Beigeordneter der Stadt Rottenburg über den geplanten Neubau des dortigen Schlachthofs. 

David Mogler, SPD-Ortsvereinsvorsitzender in Wildberg, moderierte gemeinsam mit Daniel Steinrode, stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender Nagolds, den Abend. Steinrode erklärte den Anlass des Abends durch die Häufung der drastischen Skandale und der zahlreichen erschütternden Bilder, die in den vergangenen Monaten öffentlich wurden, viele Menschen schockiert und private wie öffentliche Diskussionen hervorgerufen hatten. Hier wurde eine lange bestehende Problematik in den Fokus gerückt und bewusst gemacht, dass es hier dringender Veränderungen bedarf mit hoffentlich sehr guten Ergebnissen für alle Beteiligten“ betonte David Mogler, „wir brauchen in der Fleischwirtschaft wieder kleine Schlachthäuser und kurze Wege, um auch die heimischen Kleinbauernbetriebe erhalten zu können.“

Jonas Weber MdL prangerte die mangelnde Transparenz und Verzögerung von Informationen der grün-schwarzen Landesregierung zu den aufgetretenen Skandalen im Land in den vergangenen drei Jahren als drei verlorene Jahre für die Politik, die Betriebe und Landwirte an. Systematische Tierquälereien, unzureichende Betäubungen in verschiedenen Schlachtbetrieben hätten dargelegt, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, sagte Weber und betonte: „Die Aufsichten müssen verstärkt und Schlachtstrukturen neu gedacht werden. Kleine Schlachthöfe unterliegen schwierigen wirtschaftlichen Strukturen.“ Weber forderte, endlich faire Preise anzustreben und Preisdumping durch Lebensmittelkonzerne entgegenzutreten: „Wir brauchen faire Löhne für Landwirte durch gute Preise und staatliche Förderung. Viele rund um die Landwirtschaft verdienen Geld – der Landwirt hingegen bleiben außen vor.“ Gäste der Veranstaltung, die in der Landwirtschaft tätig sind, fühlten sich von der Politik allein gelassen und hatten vielerlei Fragen und Diskussionsbeiträge. Doch auch die Täuschung der Verbraucher durch die Schlachthöfe und das verlorengegangene Vertrauen in Metzgereien vor Ort, die durch die Skandale wie etwa in Gärtringen in Bedrängnis kamen, wurde angesprochen. Weber ging auf die zahlreichen Fragen ein und forderte beispielsweise eine Gemeinwohlprämie für Landwirte sowie für eine massivere Unterstützung der Bäuerinnen und Bauern beim Arten- und Insektenschutz und nicht nur die Erfüllung von Vorgaben durch die Landwirte. 

„Wir müssen uns des Themas nachhaltig annehmen.“ Rottenburgs Finanzbürgermeister Dr. Hendrik Bednarz berichtete über ein besonderes Projekt der Stadt Rottenburg: der bisherige Schlachthof von 1904 war renovierungsbedürftig und soll nun neu gebaut werden. Diesen historischen Moment nutzt die Stadt Rottenburg, um das Konzept eines Nachhaltigkeitsschlachthofes umzusetzen und dabei bestimmte Kriterien der Nachhaltigkeit mit abzubilden. Bednarz betonte die Wichtigkeit, Bürgerinnen und Bürger in diese zukunftsträchtigen Entscheidungen miteinzubeziehen, und so wurde ein Gremium mit dreißig, nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Personen gebildet, das sich bei der Konzeption des Schlachthofs aktiv beteiligt und die Entscheidungen mitgestaltet. Dabei betonte Bednarz, dass es wichtig sei, die regionale Landwirtschaft zu unterstützen, so dass diese nicht auf lange Transportwege der Schlachttiere und auf die Dumpingpreise von Fleischkonzernen angewiesen sind. Dabei werde das Fleisch etwa 30 Cent pro 100 Gramm teurer – eine Erhöhung, die laut des Gremiums und breiten Schichten der Bevölkerung vom Verbraucher mitgetragen wird. 

Der SPD-Landtagskandidat für den Kreis Calw Philipp Göhner kritisierte, dass Tierwohl als Wettbewerbsnachteil gehandelt werde. „Wir brauchen endlich Mindeststandards, die Tierwohlkriterien entsprechen.“ Göhner betonte auch, dass die großen Konzerne nicht weiter die Dominanz übernehmen dürften und die Landwirte im Kreis weiter unterstützt werden müssen, damit der Kreis nicht weitere landwirtschaftliche Betriebe verliert. 


 

 

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