Der politische Kommentar: Keine 2-Klassen-Medizin!

Veröffentlicht am 16.10.2008 in Bundespolitik
Esther Peylo

Von Esther Peylo

Gibt es einen Zusammenhang von Armut und Gesundheit? Erhalten in Deutschland alle Bürgerinnen und Bürger im Krankheitsfall unabhängig von ihrem Einkommen und Vermögen die notwendige Gesundheits-versorgung? Arme Menschen sind öfter krank und sterben früher - so klar und so erschreckend beleuchtet der Bericht "Gesundheit in Deutschland" des Bundesgesundheits-ministeriums die gesundheitliche Situation in einer größer werdenden Gruppe von Mensch in unserer Gesellschaft.

Arme Männer leiden häufiger an Schlaganfällen, bei armen Frauen sind Herzinfarkte und Diabetes weiter verbreitet. Männer und Frauen aus der Unterschicht leiden 1,6-mal häufiger unter Depressionen als Personen der Oberschicht. Fast jeder zweite Arbeitslose gibt an, er sei nicht gesund. Von den Erwerbstätigen sagt dies nicht einmal jeder dritte. Arbeitslose verbringen im Schnitt mehr als doppelt so viele Tage im Krankenhaus wie Erwerbstätige.

Nach dem Bericht sind neben Arbeitslosen auch Alleinerziehende häufiger krank. Selbst die Lebenserwartung ist abhängig von der sozioökonomischen Lage der Menschen. Männer mit Abitur leben im Schnitt drei Jahre länger als Männer ohne Hochschulreife. Bei Frauen beträgt der Unterschied sogar vier Jahre. Ist unsere Gesundheit eine Ware geworden, die sich nur diejenigen leisten können, deren Budget es zulässt? Die gesetzliche Krankenversicherung soll garantieren, dass alle Versicherten, unabhängig vom Einkommen, die medizinisch notwendige Versorgung erhalten. Auf der anderen Seite spielten "in den letzten Jahren Zu-zahlungen und direkte Käufe von medizinischen Leistungen eine zunehmende Rolle", so der Bericht, der bereits 2006 erschienen ist, leider aber immer noch aktuell ist.

Wer jeden Cent mehrmals umdrehen muss kann sich gesunde Ernährung oder präventive Wellness- und Fitnessangebote nicht leisten. Ein Einkauf im Bioladen würde das Haushaltsbudget vollkommen sprengen. Die Lebensumstände vieler Frauen und Männer aus der Unterschicht machen buchstäblich krank und sie brauchen bei einem Arztbesuch eigentlich mehr als ein Rezept gegen Bluthochdruck oder Magenschmerzen.

In Deutschland dauert ein Gespräch zwischen Hausarzt und Patient durchschnittlich 8 Minuten. Für Menschen in schwierigen Lebenslagen reicht diese Zeit oft nicht aus, um gemeinsam mit dem Arzt nach den Ursachen ihres Leidens zu forschen – zumal ein Arzt an manchen Tagen mehr als 50 Patienten zu behandeln hat. Außerdem erschwert die neue Gebührenordnung einem Arzt, sich ausführlich Zeit für seine Patienten zu nehmen. Er bekommt für ein Zwei-Minuten-Gespräch genau so viel Geld wie für ein 20 –Minuten-Gespräch.

Dies wird Menschen, die auch unter mangelnder Zuwendung leiden, nicht gerecht. Dem Anspruch des Arztes an sich selber, Menschen helfen zu wollen, ebenfalls nicht (wie Dr. med. Harald Kamps im Deutschen Ärzteblatt im August diesen Jahres ausführt).

Unser Gesundheitssystem braucht mehr Solidarität. Solidarität mit denen, die sich keine privaten Zusatzversicherungen leisten können. Solidarität mit den Beschäftigten im Gesundheitswesen – die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen besonders des Pflegepersonals stehen in keinem Verhältnis zu ihrer Leistung. Solidarität bei der Finanzierung – alle müssen in die Solidarkassen einzahlen und zu einer guten Gesundheitsversorgung beitragen.

Esther Peylo, 16.10.2008

 

Homepage SPD Kreis Calw

News Ticker

17.04.2024 18:16 Rolf Mützenich zur China-Reise des Bundeskanzlers
China-Reise des Bundeskanzlers: Wichtige Impulse für eine gemeinsame Diplomatie Rolf Mützenich, Fraktionsvorsitzender: Erneut hat ein direktes Gespräch des Bundeskanzlers mit Präsident Xi wichtige Impulse für eine gemeinsame Diplomatie im Krieg in der Ukraine geben können. Nicht umsonst ist die Reise des Bundeskanzlers vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj sehr positiv bewertet worden. „Erneut hat ein direktes Gespräch… Rolf Mützenich zur China-Reise des Bundeskanzlers weiterlesen

16.04.2024 15:10 Bernd Westphal im Podcast zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland
“Wir werden nicht das Streichkonzert im sozialen Bereich machen. Ganz im Gegenteil” In der aktuellen Folge des Podcasts „Lage der Fraktion“ ist Bernd Westphal zu Gast, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Er erklärt, warum die wirtschaftliche Lage besser ist, als viele sagen; dass die Kritik der Wirtschaftsverbände an der Bundesregierung unangemessen ist, und, wieso die… Bernd Westphal im Podcast zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland weiterlesen

15.04.2024 15:11 Statement der stellvertretenden Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen zur Einigung beim Klimaschutzgesetz
Einigung beim Klimaschutzgesetz und Solarpaket Die Regierungsfraktionen haben sich in den parlamentarischen Beratungen beim Klimaschutzgesetz und Solarpaket geeinigt. Matthias Miersch, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion: „Endlich der Durchbruch: Wir integrieren europäische Regelungen in das Klimaschutzgesetz und stellen damit mehr Verbindlichkeit her. Selbstverständlich gelten die CO2-Minderungsziele des gültigen Gesetzes gleichzeitig weiter. Durch die Novelle darf kein Gramm… Statement der stellvertretenden Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen zur Einigung beim Klimaschutzgesetz weiterlesen

23.03.2024 09:27 Nord-Süd – Neu denken
Wenige Tage nach seiner Reise nach Namibia, Südafrika und Ghana hat der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil auf der Veranstaltung „Nord-Süd – Neu denken“ eine programmatische Rede zu einer modernen Nord-Süd-Politik gehalten. Weiterlesen auf spd.de

22.03.2024 13:25 Eine starke Wirtschaft für alle – Eine moderne Infrastruktur für alle
Wir machen Politik für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, nicht für Lobbyverbände. Das ist soziale Politik für Dich. Quelle: spd.de

Ein Service von websozis.info